Die Zeit ist zu kurz um nur traurig zu sein. In 50 Jahren ist viel passiert. Und das Leben ist schön.
Aufgewachsen in einer tollen Familie, mit Eltern die immer da waren, aber auch viel arbeiteten, mit zwei Schwestern und einem Bruder, die dem Kleinen zeigten, wo es lang geht. 10 Jahre Schule in Unterliederbach und Höchst und Freundschaften, die bis heute noch Bestand haben. Einschneidend war der Sommer 1975: In der allerersten Nachtwache im Zeltlager wurde mir das Banner geklaut. Das ist der ‚Fluch des Zeltlagers‘: Ich kann nicht davon lassen. Ob als Kind, als Teamer oder heute als Papa. Im Sommer fahre ich ins Zeltlager! Und dann bewache ich immer intensiv das Banner (‚Dreierschnitt‘)!
Ok, als Kunstradfaher war ich nie so elegant wie Daniel oder Markus Maggi. 6 Jahre Jugendfeuerwehr waren sehr schön, haben aber zum Leidwesen meines Vaters (Über 20 Jahre Wehrführer in Unterliederbach) nicht dazu geführt, daß ich Feuerwehrmann wurde. Dafür hat mich das Tanzen sehr geprägt oder wer war mal der Mambo-König von Unterliederbach (Dirty Dancing lässt grüßen)?
‚Na Stefan, was willst Du mal werden?‘ Gärtner! Das war schon immer klar. ‚Fliegende Holländer‘ waren meine erste Kultur in der Gärtnerei! Dann die Ausbildung bei Wollrabs in Eschborn. Natürlich inklusive der großen Leidenschaft: Hydrokultur! Getreu dem Motto: Lieber Hydrokultur als überhaupt keine Kultur. Nach dem Fachabitur habe ich dann in Geisenheim Gartenbau studiert. Das war eine Traumzeit unterbrochen von permanenten Lernen für Klausuren. Aber wir waren eine tolle Studententruppe und hatten oft Dozenten, die uns begeisterten. Allen voran natürlich Dr. Molitor. 3 1/2 Jahre waren viel zu kurz. Es war so eine schöne Zeit…
Nach einem Zwischenstopp als Zivi beim ASB Höchst in der Altenpflege und im Rettungsdienst (Eine Zeit, die ich rückblickend nicht missen möchte.) begann ich dann als Hydrokulturfachberater bei der Firma HYGRENO (Hydrokultur Gregg Nordkirchen) – dort wollte ich immer hin. OK ich wurde nicht in Nordkirchen eingesetzt sondern in Mannheim. In einem Betrieb, den ich nicht kannte. Aber was soll ich sagen: Nordkirchen mit 80.000 m² Gewächshausfläche, Hydrokultur-Topfmaschine, 2-Lagen-Kultur, Mobiltischen etc war klasse, aber der Betrieb in Mannheim mit 10.000m² Fläche war superklasse. Ich kenne keinen Produktionsbetrieb, der so gut geführt wurde wie in Mannheim. Und ich durfte mit dem besten Gärtnermeister für Hydrokulturen zusammenarbeiten: Wilfried Teufel! Und ab gings im Außendienst quer durch den Süden der Republik, und später mit meinem Chef und Freund Robert Wacker als Mitglied des HYGRENO-Seminar-Teams durch ganz Deutschland, Schweiz und Österreich, um den Kunden Hydrokultur gut zu erklären. Als MItglied des Reorganisationsteams konnte ich aber leider den Niedergang der Firma nicht verhindern….
1997 bleibt für mich als eines von zwei persönlichen ‚Katastrophenjahren‘ in Erinnerung. Der 22. Februar veränderte mein Leben schlagartig. Ich verlor meine Bezugsperson und meinen Ansprechpartner. Vielleicht bin ich an diesem Tag erwachsen geworden (Mit 30?)? Und auch zwanzig Jahre später ist da eine Traurigkeit und Leere. Zeit kann nicht alle Wiunden heilen. Auch wenn manches das ‚Normalste‘ auf der Welt ist. Sicher ist: Wir werden geboren und wir werden sterben. Und wir sind beim Herrn geborgen. Das ist klar.
Ich bin dann 1997 teilweise bei Blumen-Hecktor eingestiegen, aber teilweise noch bei HYGRENO geblieben. 1998 haben wir zu fünft die Firma ‚Die Hydroteufe’l in Mannheim gegründet. Der Markt hat sich geändert und mit teilweise kann man keine Firma leiten. Das war rückblickend ein Fehler. 2004 habe ich die alleinige Verantwortung bei Blumen-Hecktor übernommen. Unsere Hydroteufel gingen 2006 pleite. Das hat mich und die anderen Vier viel Geld gekostet Die Zeit von 1997 bis 2005 kann ich rückblickend als Such- und Findungsphase bezeichnen, inklusive Trauer, Freude, Liebe, Trennung, Schmerz, Wolke 7. Kampf, Krampf, Perspektivlosigkei, Zuversicht. 2005 haben Martina und ich geheiratet, 2006 kam Jonathan und 2008 Johanna auf die Welt. Angekommen.
Im Jahre 2000 passierten zwei Dinge, die noch heute tiefe Spuren in meinem Alltag hinterlassen. Auf Betreiben des Hydrokultur-Papstes Günter Gregg wurde ich Geschäftsführer (ehrenamtlich) der Deutschen Gesellschaft für Hydrokultur e.V.. Ein Amt und eine Aufgabe die mir sehr viel Spass macht. Ich bin zwar der Meinung, daß ich dieses Amt nur zu einem Bruchteil ausfülle, aber ich mache es gerne. Die Organisation der jährlichen Mitgliederversammlung mit Rahmenprogramm erfordert jedes Jahr neue Kreativität. (www.dghk.net).
Foto: Bistum Limburg
Und natürlich der Beginn unserer Gemeinde-Partnerschaft mit St. Joseph in Djottin in Kamerun. Zweimal war ich schon im Bistum Kumbo (2002 und 2013). Ich wurde von Fon Salomon als Nforme dekoriert (Martina ist eine Yaah, Ulf ein Chefon). Ich habe Freunde in Afrika gewonnen: Makelia, Epriam, Father Andrew, Father Joe, die Bischöfe George, Agapitus und Cornelius, Dan, Michael, Alice, Ignatius, Livinus und, und,und … Und es gibt soviele Projekte … (www.st-johannes-ap.de). Aktuell gibt es große Probleme in Southern Cameroon. Die Menschen in den englischsprachigen Provinzen fühlen sich unterdrückt (Und werden es auch) und wollen unabhängig werden. NO VIOLENCE!
2013 war dann mein persönliches zweites Katastrophenjahr. Warum stirbt ein Mensch qualvoll mit 47 Jahren. Da wir wir uns nur selten sahen, denke ich oft, er könnte doch jetzt mal wieder die Tür rein kommen und den Transporter ausleihen oder einfach nur Hallo sagen! So bleibt da eine Lücke. Und die Erinnerung an einen Bruder, der ein spezieller Lebenskünstler war….
Dazu kam der geschäftliche Drahtseilakt, den ich nur dank meiner Hausbank noch einmal abwenden konnte. Aber ich mußte Mitarbeiter entlassen und die Zeiten für ein Blumengeschäft sind nicht einfach. Zu all diesen Problemen passt, daß wir eine Einbruchserie ohnegleichen in unserem Laden hatten und unser Ladendach schier auseinander zu fallen schien.
Erst ein Jahr später konnten wir das Dach neu eindecken. Puh wieder was geschafft. Naja Sylvester 2015 haben wir es dann unter dem neuen Dach mal so richtig krachen lassen. Und natürlich sind wir in meinem Blumengeschäft creativ, innovativ, seelsorgerisch und liebevoll aktiv. Naja Ihr könnt ja mal nachlesen: www.blumen-hecktor.de
Mein neustes ‚Lieblingsprojekt‘ ist ‚Abenteuer Glaube – Kirche im Grünen‘ . In unserer Gärtnerei in Höchst hat sich mit finanzieller Unterstützung vom Bistum Limburg unter der Federführung des pastoralen Raumes Frankfurt – Höchst ein Familien-Freiluftzentrum etabliert. Neben der Produktion von Schnittgrün und Beet- und Balkonpflanzen erhält die Gärtnerei eine Sinnhaftigkeit. Kernstück ist die Weidenkapelle. (www.kirche-im-gruenen.net).
Und so ist es jetzt an der Zeit wieder ein Fest zu feiern. So ‚Volle Lotte‘ halt. Und das in der Gärtnerei. Im Herzen all die Lieben, die nicht mehr dabei sind. Aber mit allen Freunden, die ein Teil von mir sind.
Und eine klasse Familie um mich herum. Wir unterstützen uns sehr gut gegenseitig. Danke Ursula, Hannelore, Manfred, Karin, Juan, Christine, Ralf, Andreas, Miriam. Meine Neffen Sebastian, Daniel, Cedric und die drei ‚Kleinen‘. Und danke JoJo. Und danke Martina! Das Leben ist schön!