Und vergiss nicht zu träumen…

Ist das nicht toll? Die Wolken am Himmel ziehen vorbei und ich stelle mir vor was diese darstellen: Ein Mann mit Bart, eine Hexe, ein Stier oder auch nur der Umriss von Norwegen. Seele baumeln lassen, entspannen, sinnfrei denken, träumen. ‚Und vergiss nicht zu träumen, von einer Welt der Hoffnung und der Liebe‘, so heisst es in einem bekannten Lied. Und ich bin frei, entspannt und stelle mir die Welt in den Wolken vor…

Und das in einer Welt hier auf der Erde, in der wir Angst  haben, vor einem kleinen, unerforschten Virus, vor Krankheit und Tod, der gefährdeten wirtschaftlichen Existens, der Unvernunft Vieler und dem.nächsten ‚Lockdown,‘. Eine Welt in der in vielen Ländern Krieg herrscht, die Menschenrechte nichts wert sind, Armut, Hunger und der Mangel  regiert, Menschen flüchten müssen und der Klimakollaps droht. Bei all den Bedrohungen komme ich mir vor, wie beim Zug der Israeliten durch die Wüste. Ich weiß nicht wie lange wir noch durch diese Wüste ziehen müssen. Es ist heiss und die Umgebung ist so lebensfeindlich. Das Ziel ist nicht klar erkennbar. Mein Gott, mein Gott, wie lange noch? Zeige mir doch den Weg aus dieser unwirklichen Lebenssituation! Aber dann entdecke ich in der Wüste Palmen, Wasser, eine Oase. Und das ist keine Fata Morgana. Ein Besuch des Gottesdienstes, ein Lagerfeuerabend in der Kirche im Grünen oder auch ein gutes Gespräch mit Freunden kann eine Oase sein.  Mein Gottvertrauen, ja Jesus selbst ist die Oase in der Wüste.

‚Und vergiss nicht zu träumen, von einer Welt der Hoffnung und der Liebe.‘ Im Korintherbrief steht: Nun aber bleiben Liebe, Glaube und Hoffnung. Und davon sollen wir nicht nur  träumen. Wir sollen die Liebe leben, unseren Glauben einatmen und vorleben, und auf Gott vertrauen. Denn er ist unsere Hoffnung.

Ein hoffnungsvoller Stefan Hecktor im Sommer 2020


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Bleibt alles anders

Es ist Karfreitag 2020. 6.00 Uhr in der Früh. Die Zeit für den Kreuzweg. Wie jedes Jahr. ‚Wenn der Hahn dreimal kräht, wirst Du mich 3x verleugnet haben. Kein Kreuzweg. Kein Gottesdienst. Alles anders. Pandemie.

1997-2013-2020 – 3 Jahreszahlen die sich bei mir eingebrannt haben.
Aber 2020 hat am 11.11.2019 angefangen. Meine Schwester mußte an diesem Tag zur Stammzellenspende in die Uni-Klinik. 1 Jahr Therapie und Arbeitsverbot, 1 Jahr Quarantäne. Am Anfang Isolation, später aufgelockerter. Gott sei Dank alles wird gut. Jetzt nur nicht nachlassen. Aber meine Schwester schafft das und Stand heute wird das wieder richtig gut. Ich freu mich riesig für Christine.

Und zur gleichen Zeit liegt Frau Aßmann im Sterben. Gehirntumor. Das finde ich ungerecht. Aber wir werden nicht gefragt: Frau Aßmann ist die Seele der Gemeinde St. Johannes Apostel. Wir haben über Jahrzehnte soviel gemeinsam erlebt. Wir sind uns so vertraut. Sie ist die Mutter meiner besten Freundin. Sie ist ein Menschenfischer, eine Netzwerkerin – die Königin der Vernetzung. Sie hat keine Angst vor hohen Tieren und immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen. Sie redet sich in Rage, kann aber auch gut vermitteln. Sie hat ein Herz für die Caritas, versucht sich aber auch durch die Strukturen der Gremien und Organisationen zu kämpfen. Und einen Satz, den sie gar nicht mochte: ‚Das haben wir schon immer so gemacht!‘

Am 13. Dezember 2019 ist Margurit Aßmann gestorben. Lange konnte ich nicht darüber schreiben. Wie gelähmt war ich. Teile ich doch gerade hier im Blog viele meiner Gefühle mit. Habe ich das Recht über Sie zu schreiben? Es gibt aber keinen Menschen außerhalb meiner Familie, der mich so berührt hat.

2020 ohne Frau Aßmann – und dann auch noch die Pandemie…

(Dieser Blogeintrag hat 9 Monate geschlummert…)