Zwei Menschen sind unterwegs. Eine Frau, hochschwanger und ein Mann. Sie suchen eine Unterkunft. Sie sind nicht auf der Flucht, aber in einer fremden Stadt. Sie klopfen an der Tür. Wird die Tür geöffnet? Werden sie Gastfreundschaft erleben? Drei Menschen sind auf der Flucht. Eine Frau, ein neugeborener Junge und ein Mann. Sie fliehen vor einem König, der alle Babys umbringen will, um seine Macht zu festigen. Sie fliehen in ein fremdes Land. Wird man ihnen Asyl gewähren und Ihnen eine Bleibe geben, bis der Spuk zu Hause zu Ende ist? Tausende Menschen möchten fliehen. Frauen, Männer, Kinder. Ihr Land hat sich verändert. Sie müssen einen Stern tragen und werden wie Aussätzige behandelt. Sie ahnen, daß es aber noch schlimmer kommen wird. Sie müssen ihre Heimat verlassen. Aber die Nachbarländer halten Konferenzen ab und sagen, das sie keine Flüchtlinge mehr aufnehmen können. Viele versuchen illegal die Grenze zu übertreten. Viele werden gefasst und zurück geschickt. Wie wir heute wissen in den größten Holocaust der Geschichte. Millionen Menschen fliehen. Frauen, Männer, Kinder. Sie fliehen vor Krieg, vor Diktatoren, vor Gewalt, vor Hunger, vor Armut. Ihre Häuser sind zerstört. Die Zukunft ist düster. Sie wollen Ihre Haut retten. Oft ist es nur die nackte Haut. Sie nehmen große Mühen auf. Sie gehen durch die Wüste. Sie ferchen sich in kleine Boote und wollen über das Meer. Bei Regen, Kälte und Schnee ziehen sie durchs Gebirge. Oft sehen sie den Tod ins Gesicht. Viele sterben in der Wüste, viele ertrinken im Mittelmeer. Und dann diskutieren wir darüber, ob wir das schaffen können! Diese Menschen suchen eine Herberge für eine Nacht, eine Unterkunft für eine Woche, eine Wohnung für ein Jahr. Sie suchen eine Perspektive, eine Hoffnung, ein erfülltes Leben. Suchen wir das nicht alle? Sind die Träume und Hoffnungen nicht die Gleichen, wie wir sie auch haben? Da gab es einen Mann vor ungefähr zweitausend Jahren, der uns eine Verheißung gab: Bittet, dann wird euch gegeben. Sucht, dann werdet ihr finden. Klopft an, dann wird Euch geöffnet Im Advent hatten wir in St. Johannes 3 ‚Herbergssuchen‘ veranstaltet, die Anstöße geben wollte. Wir können unsere Augen nicht verschließen vor dem Elend dieser Welt. Wir müssen Lösungen suchen. Ob ein Krieg die Lösung ist? Oder ob eine neue Mauer die Lösung ist? Das ist stark zu bezweifeln. Ein Lösungsansatz ist es, den Menschen vor Ort zu helfen. Klar wir müssen den Flüchtlingen auch hier in Deutschland helfen. Aber weltweit sind 64 Millionen Flüchtlinge unterwegs. Und die Weltgemeinschaft hilft zu wenig.
Das Lampedusa-Kreuz, welches über Weihnachten / Neujahr in unserer Kirche stand, soll uns an die Flüchtlinge erinnern. Soll uns ermahnen. Ein eindringliches Zeichen. Ein Kreuz, welches unter die Haut geht. Die Ausstellung Asyl ist Menschenrecht von Pro Asyl (noch bis zum 17. Januar in der Kirche zu sehen), gibt uns handfeste Informationen, die unter die Haut gehen. Und was ist mit den Fluchtursachen? Diese zu bekämpfen, schwierig und vielfältig. Aber sehr wichtig ist es den Menschen in Ihrer Heimat Perspektiven zu geben. Ein funktionierendes Gesundheitssystem und eine gute Schulausbildung sind die Basis für eine gute Entwicklung. Aber die Menschen müssen auch Arbeitschancen und Entwicklungsmöglichkeiten haben. Und sie müssen auch von ihrer Arbeit leben können. Eine gerechte Welthandelsordnung ist die Utopie. Und wir sollten in Solidarität handeln. Das sind wir den Menschen und den Familien vor Ort schuldig.
Erklärung zum Lampedusa Kreuz
Seit dem Jahr 2000 sind über 25.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken, als sie versuchten Europa zu erreichen. Die Insel Lampedusa, im Mittelmeer gelegen zwischen Italien und Tunesien, steht symbolisch für die Not und das Leid von Menschen, die in ihrer Verzweiflung keinen anderen Weg als den über das Meer wissen. Viele sind Flüchtlinge, Opfer von Krieg und Gewalt, Verfolgung und Terror. Andere suchen einen Ausweg aus Elend und Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat. Sie alle teilen die Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Sicherheit, mit einer guten Zukunft für sich und ihre Familien.
Aus den Überresten von Flüchtlingsbooten hat der Schreiner Francesco Tuccio den Altar der Messe gestaltet, die Papst Franziskus am 8. Juli 2013 im Gedenken für die Toten dieser menschengemachten Tragödie auf der Insel feierte. Seither fertigt er Kreuze und andere liturgische Gegenstände aus diesen Überresten, die nicht nur in Italien, sondern in ganz Europa Verbreitung finden. Mit dieser Initiative will Francesco Tuccio auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.