Unfassbar

Wenn der Schmerz ganz tief in einem drin ist? Wenn man die Dimension nicht begreifen kann? Wenn alles nebensächlich wird? Wenn ich in meiner Vergangenheit herumkrame und Erinnerungen suche? Wenn der Verlust nicht zu fassen ist? Wenn alles unbegreiflich ist? Wenn man es nicht wahrhaben will? Wenn man schreien könnte? Wenn man mit seinem Gott hadert? Wenn man vielleicht noch so viel zu sagen hätte? Warum, warum, Warum?

Dankbar bin ich, das ich ihn hatte: Meinen großen Bruder! Er war ein Lebenskünstler. Er lebte sein Leben. Doch wenn ich anrief, war er immer da. Wir lebten jeder sein Leben. Aber waren wir so verschieden? Sicher ich habe keine bunten Haare, lange lackierte Fingernägel und trage keinen Schmuck. Wir haben viel gemeinsam. Wir teilten uns 13 Jahre das Zimmer, waren auf den selben Schulen. Wir waren einmal gemeinsam Schulsprecher (Er der 1., ich der 3. – o.k. er hat erst geschluckt und möglichst den kleinen Bruder ignoriert). Wir waren auf den gleichen Konzerten:Queen mit Freddi und Duran Duran; und zu Elton John sind wir sogar gemeinsam gegangen – ok, gesponsorte Karten.
Wir lieben den gleichen britischen, trockenen Humor (Jetzt schon merken: 25. Mai Handtuchtag!).

Im letzten halben Jahr habe ich mir soviele Gedanken gemacht. Aber es war einfach keine Gelegenheit darüber zu sprechen. Darüber reden – das war nicht unser Ding. So vieles unausgesprochen. Vieles weiß ich nicht über meinen Bruder? Seine Musik, seine Leidenschaft, seine Wünsche, seine Freunde (obwohl ich einige kennengelernt habe und sehr berührt über die Freundschaft bin). Manches verwirrt, so z.B. sein Blog ‚wasissn‘ mit harten Ausdrücken.

Gerne hätte ich Dir noch Zeit gewünscht. Für Deine Kunst. Für mich bist Du der größte Lebenskünstler. ‚Was kümmern mich die Konversationen! Ich lebe heute und hier.‘ Und doch hast Du nach langem Ringen um Deinen Weg wieder zu Deinen Eltern zurück gefunden. Zwar nicht unbedingt verstanden, aber akzeptiert, so wie Du bist.

Schade das Du mit meinen Kindern nicht in 10 Jahren zu den Ärzten gehen kannst. Das wäre ein Spaß gewesen. Danke Matthias, mein großer Bruder, das ich mit Dir aufwachsen durfte. Dein Bruder Stefan

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